1848
Februar-Revolution und die „heiße Märzenzeit“
Im
Februar 1848 kam es in Paris zu revolutionären Unruhen in deren Folge
der „Bürgerkönig“ Louis-Phillipe entmachtet und die zweite Republik
ausgerufen wurde. Wie schon 1830 sprang der Funke in die deutschen
Länder über. Zeitungen und Flugschriften verbreiteten den revolutionären
Gedanken erneut, griffen die vorangegangenen Ereignisse aus
Braunschweig, Aachen, Frankfurt und Berlin auf, instrumentalisierten
sie, um das deutsche Volk zu einer Revolution zu bewegen.
Die Gründe
dafür waren aber so vielfältig wie die daran beteiligten Volksgruppen.
Die einen forderten bessere Lebens- und Arbeits- und Lohnverhältnisse,
andere die Pressefreiheit und Abschaffung von Zöllen. Wieder andere
strebten nach nationaler Unabhängigkeit oder der Gründung eines geeinten
Nationalstaates. Von Dänemark bis Süditalien war ganz Europa von
revolutionären sowie nationalistischen Bewegungen ergriffen.
In
den meisten deutschen Städten kam es vermehrt zu Demonstrationszügen.
Das Volk forderte unter anderem eine Verfassung, freie Wahlen und die
Abschaffung der Zensur. Weiter forderte man die Volksbewaffnung und
einen gesamtdeutschen Staat. Es wurde debattiert und diskutiert.
Politische, republikanische und demokratische Vereine schossen aus dem
Boden wie Pilze. Die Spitzel der Regierungen kamen mit dem Denunzieren
kaum noch hinterher. Studenten und Handwerker, Arbeiter und Tagelöhner,
sie alle trafen sich gemeinsam mit Bürgern, Industriellen und
Abgeordneten zu politischen Themenabenden. Konservative,
nationalistische und republikanische Redner versuchten die Zuhörer für
ihre Sache zu begeistern, andere forderten zu Petitionen auf um gerechte
Löhne für Arbeiter und Handwerker zu fordern.
Wieder schien die
einzige Lösung für die Herrscher der entschiedene Einsatz von Gendarmen
und Verboten zu sein. Zeitungen und Verlage wurden verboten bzw.
geschlossen, Menschen verhaftet oder drangsaliert.
Allgemein kann man
sagen, dass die Revolutionäre in den deutschen Staaten politische
Freiheiten im Sinne demokratischer Reformen und die nationale Einigung
der Fürstentümer des Deutschen Bundes anstrebten. Anfangs vertraten
viele von ihnen liberale Ansichten, spalteten sich jedoch im Verlauf der
Revolution in mehrere Lager auf. Dies lag oftmals an regionalen wie
sozialen Unterschieden. Oftmals zeigten sich auch anarchistische und
kommunistische Tendenzen bei einigen Gruppen.
1847 war in London die
Kommunistische Partei gegründet worden. Manche Gruppen fanden durch
ihre radikalen Ansichten im Verlauf der Revolution jedoch selten einen
Weg in die Parlamente der betroffenen Länder, geschweige denn einen
Einzug in die Nationalversammlung.
Märzforderungen und Vorparlament
Im
Februar stellte eine Volksversammlung in Mannheim ihre Märzforderungen
an die badische Regierung in Karlsruhe. Diese spiegeln im Wesentlichen
alle Forderungen wieder, welche die Bürgerschaft der Länder an ihre
Fürsten stellten. Kernpunkte dieser Märzforderungen waren:
Volksbewaffnung mit freier Wahl der Offiziere, Pressefreiheit,
Schwurgerichte nach englischem Vorbild, sofortige Herstellung eines
deutschen Nationalparlaments, Menschen- und Bürgerrechte, ein deutscher
Nationalstaat und eine vereinbarte Verfassung. Natürlich kam die
Regierung in Karlsruhe diesen Forderungen nicht nach. Das Resultat war
die gewaltsame Besetzung des Ständehauses in Karlsruhe durch
Revolutionäre am 01. März. In Heidelberg trafen sich dann am 5. März
Vertreter aller politischen Richtungen um ein Vorparlament zu gründen,
welches der Vorläufer der Nationalversammlung in der Frankfurter
Paulskirche war. Schon hier zeichnete sich ab, dass sich eine Mehrheit
für ein Deutschland unter einer konstitutionellen Monarchie aussprach.
Vermutlich erhoffte man sich dadurch das Erreichen zweier Ziele: wenig
Widerstand der Fürsten und eine Akzeptanz bei den umliegenden
Monarchien. Eine politische und militärische Intervention hätte somit
vermieden werden können.
In München kam es Anfang März zu ersten
Unruhen, sowie in Berlin. In Württemberg gab König Wilhelm I. dem Druck
der Opposition nach und berief ein liberales „Märzparlament“ ein.
Die Flucht Metternichs aus Österreich und der vermeintliche Sieg der Revolution in Wien schienen auch die deutschen Revolutionäre weiter zu ermutigen.
Die Märztage in Berlin
In Berlin
hatte es im Vorfeld des 18. März politische Versammlungen im Tierpark
gegeben. Am beliebten Treffpunkt „In den Zelten“ hielten Demokraten und
Republikaner ihre Reden vor großen Mengen von Zuschauern. Dabei kam es
an einem Abend zu einem schrecklichen Blutbad, als preußische Kavallerie
ohne Vorwarnung und vorangegangene Provokation in die Menge ritt und
mit dem Säbel auf die entsetzten Zivilisten einschlug, welche gerade in
die Stadt zurückkehrte. Man vermutet heute, dass dies unter anderem ein
Werk Kronprinz Wilhelms war, welcher die Zurückhaltung seines Bruders
gegenüber dem einfachen Pöbel nicht guthieß und zudem, als preußischer
Offizier, eine militärische Niederschlagung aller revolutionären
Aktivitäten guthieß. Der Druck der Opposition auf den König wurde nach
diesen Vorfällen stärker und so war der König bereit, am 18. März
öffentlich bekannt zu geben, dass er einer Verfassung zustimme. Dies
wurde immerhin schon seit 1815 vom Volk eingefordert. Vor dem Schloss
versammelte sich eine große Menschenmenge. Handwerker und Fabrikarbeiter
kamen mit ihren Familien aus den Vorstädten Berlins in die Stadt.
Die
Stimmung war gut. Immerhin sollten auch weitere Reformen folgen. Der
Zuzug aus den Vorstädten war groß und die Menge auf dem Schlossplatz
wurde immer größer. Es tat der guten Stimmung keinen Abbruch, als eine
Kompanie des Kaiser-Alexander-Gardegrenadierregiments am Schlosstor
aufmarschierte. Der König zeigte sich nun mit seinem Staatsminister von
Bodelschwingh auf einem Balkon des Palastes und der Minister verlas der
schweigenden Menge, dass der König die Pressezensur aufhebe, der Landtag
sofort einberufen werde, deutsche Fahnen gehisst werden sollten und
Preußen sich an die Spitze einer gesamtdeutschen Bewegung stelle.
Tosender Beifall und Jubelrufe erschollen vom Schlossplatz, welche
verstummten als weitere Einheiten preußischen Militärs herangeführt
wurden. Die Stimmung schlug um und die Menge forderte „Militär zurück!
Militär zurück!“. Der König gab nun den Befehl, den Schlossplatz räumen
zu lassen. Die Menschenmassen waren jedoch zu groß und die Infanterie
nicht zahlreich genug. Der Befehlshaber vor Ort, General von Prittwitz,
beorderte Dragoner mit gezogenem Palasch auf den Platz und es kam Panik
auf. Jedoch waren viele Zivilisten diesmal bereit standhaft zu bleiben.
Sie riefen „Verrat! Der König hat uns verraten!“. Die Grenadiere des
Kaiser-Alexander-Regiments bekamen den Auftrag, den östlichen
Schlossplatz zu räumen. Dabei machten zwei unbesonnene Soldaten einen
Fehler beim Laden der Musketen und es lösten sich Schüsse aus ihren
Waffen. Die Menge glaubte sich unter Beschuss des Militärs und drang
sofort in die Seitengassen, riss die Straßen auf und begann mit allem,
dessen sie habhaft wurde, Barrikaden zu bauen. Weitere Truppen wurden
mobilisiert. Es wurde Generalmarsch geschlagen und alles Militär rückte
aus den Kasernen aus. Die Gardeartillerie stellte ihre Geschütze auf dem
Schlossplatz auf, die Infanterie stürmte gegen die Barrikaden an.
Heftige Gefechte entwickelten sich und es gab auf beiden Seiten Tote und
Verletzte. Da viele Barrikaden nicht erobert werden konnten, mussten
die Soldaten mühsam Haus für Haus erobern. Sie machten dabei keinen
Unterschied zwischen Revolutionär und Unbeteiligtem.
Der Sieg der Revolution
Gegen
Abend hatte die Armee viele Barrikaden erobert und geräumt, viele waren
jedoch zu gut verteidigt und noch in der Hand der Revolutionäre. Eine
Abordnung der Revolutionäre forderte den König auf, die Armee aus Berlin
abrücken zu lassen und dieser stimmte entmutigt zu. Widerwillig folgten
die Truppen dem Befehl, begleitet von den Hohn- und Spottrufen der
Berliner. Die Sicherheit und Ordnung lag von da an in den Händen der
Bürgerwehr, welche auch das Königspaar überwachte. Kronprinz Wilhelm,
der „Kartätschenprinz“, ging nach England ins Exil. Die Berliner
Demokraten bereiteten sich nun auf die Verhandlungen mit dem König vor
und forderten ihn auf, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Am 21. März
zeigte er sich mit einer schwarz-rot-goldenen Schärpe und verlas die
Proklamation „An Mein Volk und an die deutsche Nation!“. Darin
verkündete er, dass Preußen fortan in Deutschland aufgehe, der für den
2. April einberufene Landtag ein Mittel sei, um die „Rettung und
Beruhigung Deutschlands“ zu betreiben und das mit anderen Fürsten und
Ständen eine gemeinschaftliche Versammlung einberufen werden solle. Es
solle weiter ein allgemeines, volkstümliches deutsches Bundesheer geben
und die „Wiedergeburt und Gründung eines neuen Deutschlands“ mit einer
konstitutionellen Verfassung inklusive einer Ministerverantwortlichkeit
in allen Einzelstaaten sowie einer Gleichberechtigung zwischen den
Konfessionen.
Einen Tag später, am 22. März, verkündete der König in
einer weiteren Proklamation, aus Preußen einen liberalen
Verfassungsstaat zu machen. Es sollten unter anderem Grundrechte, wie
das Vereinigungs- und Versammlungsrecht, sowie die Verantwortlichkeit
der Minister und die Unabhängigkeit der Richter eingeführt werden. Das
preußische Heer sollte auf die neue Verfassung vereidigt werden. An
diesem Tag wurden die gefallenen Revolutionäre des 18. März beigesetzt.
Vom Gendarmenmarkt aus zog der Trauerzug zum Schlossplatz, wo das
Königspaar auf den Balkon trat und der König sich ehrfürchtig verneigte.
Nach lauten Forderungen der Menge nahm er auch seinen Hut ab. Im
Anschluss an die Ehrerbietung zog die Prozession aus tausenden Bürgern
zum Friedrichshain außerhalb Berlins, wo die Gefallenen auf einem extra
angelegten Friedhof beerdigt wurden. Damit hatte die Revolution in
Preußen scheinbar Erfolg gehabt.
Auch in Bayern hatte es einen
Machtwechsel gegeben aufgrund von Ausschreitungen und Unruhen. König
Ludwig I. hatte abgedankt und Maximilian II. bestieg den Thron.
Das
Vorparlament zog Ende März von Heidelberg nach Frankfurt am Main. Freie
Wahlen in ganz Deutschland wurden vorbereitet um die Deutsche
Nationalversammlung zu bilden. Diese sollte dann eine deutsche
Verfassung entwerfen und einen gesamtdeutschen Staat gründen.
Der Heckerzug
Doch
nicht in allen Staaten waren die Revolutionäre mit den Ergebnissen
zufrieden. In Baden gab es eine große Anhängerschaft einer
radikalrepublikanischen Partei. Ihr gingen die erreichten Ziele nicht
weit genug. Sie forderte eine Republik nach amerikanischem Vorbild,
zunächst für Baden, später für ganz Deutschland. Doch in den
Märzparlamenten war ihre Ansicht als zu radikal abgelehnt worden. Die
Abgeordneten und Deputierten sprachen sich mehrheitlich für die
Einführung einer konstitutionellen Monarchie aus.
Gustav Struve und
Friedrich Hecker waren Anhänger der radikalrepublikanischen Partei und
als deren Abgeordnete im Vorparlament Anfang April 1848 gescheitert. Sie
wurden auch nicht in die Überbrückungsregierung, den sogenannten
„Fünfzigerausschuss“ gewählt, welcher die Regierungsgeschäfte in
Deutschland bis zur Bildung der Nationalversammlung übernehmen sollte.
Hecker organisierte daher eine bewaffnete Truppe aus mehreren hundert
Bauern und Arbeitern um seine Ziele zumindest in Baden militärisch
durchzusetzen. Heckers Unternehmen war von Anfang an schlecht geplant
und dilettantisch vorbereitet. Zunächst hatten sich nur knapp hundert
Mann eingefunden. Franz Sigel und Theodor Mögling waren seine Offiziere.
Aus Frankreich erwartete man ein Freiwilligenheer unter dem Befehl
Georg Herweghs. Außerdem ging Hecker davon aus, dass sich unterwegs die
Landbevölkerung seinem Trupp anschließen würde. Zwar wuchs der Zug auf
dem Marsch durch den Zulauf kleinerer örtlicher Freischaaren, der große
Aufmarsch der Landbevölkerung blieb jedoch aus.
Mittlerweile hatte
die Regierung in Karlsruhe Einheiten des Bundesheeres (hessische,
württembergische und badische Truppen) mobilisiert. Sie trafen am 20.
April unter General Friedrich von Gagern bei Kandern auf Heckers Männer.
Im Gefecht auf der Scheideck wurden Heckers Männer besiegt. Das erste
Opfer des Gefechts war General Gagern selbst. Heckers Unternehmen war
damit blutig gescheitert. Am 23. April gab es noch ein Gefecht bei
Günterstal zwischen Freischaaren und Bundestruppen, am 24. April in
Freiburg, welches vom Militär gestürmt wurde. Herweghs Deutsche
Demokratische Legion hatte von Heckers Niederlage keine Kunde erhalten
und wurde am 26. April bei Dossenbach von württembergischen Truppen
gestellt und geschlagen. Ein weiterer Trupp Freiheitskämpfer unter
August (von) Willich zog sich nach Frankreich zurück, als sie von
Herweghs Niederlage erfuhren. Hecker und Struve setzten sich in die
Schweiz ab. Hecker selbst reiste weiter, über Paris und London, nach
Amerika. Struve kehrte über Straßburg nach Baden zurück.
Die Nationalversammlung und der Septemberaufstand
Am
18. Mai wurde die Nationalversammlung konstituiert. Die Abgeordneten
zogen feierlich in die Paulskirche ein. Von nun an lenkte die
Nationalversammlung mehr oder weniger die Geschicke der deutschen
Nation. Jedoch mit dem gescheiterten Juniaufstand in Paris schien auch
in Deutschland die Reaktion wieder zu erstarken. Eine wichtige
außenpolitische Entscheidung der Nationalversammlung war der Krieg gegen
Dänemark. Dabei ging es um die Wahrung der deutschen Interessen von
Schleswig und Holstein sowie Lauenburg. Die Herzogtümer wollten sich von
Dänemark lossagen und baten den deutschen Bund um militärische
Unterstützung. Truppen aus Preußen, Sachsen, Nassau und weiteren Staaten
kämpften an der Seite der neuformierten Schleswig-Holsteinischen Armee
gegen die Dänen. Den Oberbefehl über die Bundestruppen hatte der
preußische General Friedrich Graf von Wrangel. In die Zeit der
Nationalversammlung und des ersten Deutsch-Dänischen Krieges fällt auch
die Geburtsstunde einer deutschen Kriegsmarine.
Der Krieg gegen
Dänemark wurde von den deutschen Radikaldemokraten begrüßt. Umso größer
war ihre Empörung, als die Nationalversammlung letztendlich dem von
Preußen aufgezwungenen und eigenmächtig geschlossenen Waffenstillstand
von Malmö (26. August) zustimmen musste. Damit zeigte sich die
eigentliche Machtlosigkeit der Nationalversammlung gegenüber den Fürsten
und am 18. September 1848 kam es zum Aufstand in Frankfurt. Die
radikaldemokratischen Aufständischen wollten die Nationalversammlung
stürmen. Zwei konservative Abgeordnete wurden ermordet und Barrikaden
errichtet. Die Nationalversammlung rief die Bundestruppen zu Hilfe, die
seit 1833 ständig in Frankfurt stationiert waren. Preußische und
Österreichische Einheiten warfen den Aufstand blutig nieder. In der
Folge des Septemberaufstandes wurden die Militäreinheiten durch
bayrische Truppen verstärkt und die Frankfurter Bürgerwehr, welche zuvor
nicht im Stande war die Unruhen zu unterdrücken, entwaffnet und
aufgelöst.
Der Struve-Putsch
Im Zusammenhang
mit den Ereignissen in Frankfurt stand auch der Struve-Putsch. Struve,
nach Baden zurückgekehrt, rief in Lörrach die deutsche Republik aus,
verhängte das Kriegsrecht und verpflichtete damit alle wehrfähigen
Männer zum Militärdienst. In der Tat bekam er mehrere Tausend Mann
zusammen, schlecht ausgerüstet und nicht ausgebildet. Mit mehreren
Kolonnen wollte man entweder die Frankfurter Aufständischen unterstützen
oder ihnen in einem befreiten Baden einen Zufluchtsort bieten. Struve
erreichte mit seiner Kolonne Staufen, wo er von Bundestruppen gestellt
und schnell besiegt wurde. Die anderen Kolonnen zerstreuten sich beim
Anblick von regulärem Militär oder lösten sich auf, als sie von Struves
Niederlage erfuhren. Der Anführer selbst und einige getreue Begleiter,
wurden von einer ihnen feindlich gesinnten Bürgerwehr festgenommen und
den badischen Behörden übergeben.
Das Erstarken der Reaktion
Der
Spätsommer in Deutschland blieb relativ ruhig. In Frankfurt
debattierten die Abgeordneten und die Fürsten holten sich schleichend
ihre Macht zurück. In anderen europäischen Ländern zeichnete sich
ebenfalls eine Niederlage der Revolution ab. In Polen brach der Aufstand
unter den Salven der preußischen Armee zusammen, österreichische
Truppen bekämpften verbissen die ungarischen und italienischen
Aufständischen. Es gelang den österreichischen Truppen, das von den
Revolutionären besetzte Wien zurück zu erobern. Danach kam es zu einer
offensichtlich gewollten, deutlichen Missachtung gegenüber der
Nationalversammlung in Frankfurt. Als nämlich Robert Blum, welcher als
Abgeordneter der Nationalversammlung Immunität genoss, von dem
österreichischen General Fürst Windisch-Grätz verhaftet. Ihm wurden
„aufrührerische Reden“ und die Teilnahme am Oktoberaufstand in Wien
vorgeworfen. An letzterem hatte er wirklich als Offizier der Demokraten
teilgenommen. Der Fürst stellte ihn vor ein Kriegsgericht, welches ihn
zum Tod durch Erhängen verurteilte, später aber zum Tod durch Erschießen
„begnadigte“. Ein Aufschrei ging durch die Lande. Blum war schon
Vizepräsident des Vorparlamentes gewesen, Mitglied des Fünfzigerrates
und eben Abgeordneter der Nationalversammlung. Die gezielte Missachtung
der Immunität Blums und die Provokation gegenüber der „Deutschen
Regierung“ war ein Skandal. Beides zeigte jedoch ganz klar und
unverblümt, was die Fürsten von dieser „Regierung“ hielten. Blum wurde
dadurch zwar zu einem Märtyrer der Revolution und es gab einen Sturm der
Entrüstung und man forderte eine juristische Aufarbeitung des Falles.
Letztlich blieb sein Tod aber ohne Folgen, zumindest für die
österreichische Regierung. In Deutschland nahmen die Fürsten das Zeichen
dankbar wahr. Schon im Juni 1848 hatte Friedrich Wilhelm IV. wieder
zurückgerudert und langsam damit begonnen, den Einfluss der Demokraten
einzudämmen. Fast schleichend kehrten die alten Verhältnisse wieder
zurück, während die Demokraten, Republikaner, Liberale und Radikale
debattierten, diskutierten und offenbar zu keiner Lösung kamen,
Zugeständnisse an die Fürsten machten, um des lieben Friedens willen…
Die Revolution schlief ein und war dazu verdammt, nicht wieder
aufzuwachen.