Mitte des 19ten Jahrhunderts hatte es vergleichsweise kalte Sommer und
Winter gegeben, wodurch viele Ernten zerstört wurden. Durch die
ausufernde Kartoffelfäule kam es zu großflächigen Ernteausfällen dieses
Hauptnahrungsmittels in ganz Europa. Viele Menschen kamen um. Wer konnte
kehrte der Heimat den Rücken und wanderte aus. Durch vermehrte
Armenspeisungen versuchten preußische Stadtverwaltungen dem Hunger Herr
zu werden. Die steigenden Lebensmittelkosten – der Preis für eine Metze
Kartoffeln stieg von einem auf fünf Silbergroschen innerhalb von vier
Monaten – sorgten für großen Unmut. Für viele Menschen war dies nicht
mehr zu bezahlen.
Angeblich eskalierte am 21. April 1847 ein Streit
zwischen einer Kartoffelverkäuferin und Arbeiterfrauen auf dem
Gendarmenmarkt. Die aufgebrachten Frauen stürmten den Stand und nahmen
sich Kartoffeln ohne zu bezahlen. Ähnliche Szenen sollen sich auch auf
den anderen Marktplätzen der Hauptstadt abgespielt haben. Die Polizei
stand dem Aufruhr hilflos gegenüber, da die Doppelposten auf den Märkten
nicht schnell genug Verstärkung herbei rufen, geschweige denn durch ihr
Eingreifen die Lage beruhigen konnten. Immer wieder rotteten sich
jedoch Menschen zusammen und plünderten Bäckereien und andere
Lebensmittelgeschäfte.
Die in Berlin stationierte Garnison wurde am
22. April aktiviert und mit Waffengewalt trieb man die Menschen
auseinander. Es kam zu vielen Verhaftungen. Marktplätze und Geschäfte
wurden nun militärisch bewacht. Die Lage beruhigte sich am 23. April
erst vollständig, als die Stadtverwaltung Kartoffeln zum halben
Marktpreis verkaufen ließ.
Die politisierte und aufgebrachte Bevölkerung Berlins blieb noch ein Jahr ruhig. Die Stimmung des Volkes war aufgebracht und es brodelte in der Öffentlichkeit. Zu groß waren die Missstände und die Antworten des Königs die gleichen wie die seines Vaters: Bajonette und Musketenkugeln. Auch wenn soziale Maßnahmen anliefen, sie erreichten weder alle Bewohner des Reiches, noch wurden sie ernsthaft betrieben.
Die Offenburger Versammlung
In Baden regte sich bereits eine revolutionäre Bewegung in der Öffentlichkeit, stärker als anderswo.
1848
standen die Wahlen zur zweiten Kammer der badischen Ständeversammlung
an. Im Rahmen einer Wahlkampagne trafen sich die radikalen Demokraten in
Offenburg, einem damals gut erreichbaren Eisenbahnknotenpunkt in Baden.
Bei dieser Versammlung verfassten unter anderem Gustav (von) Struve und
Friedrich Hecker die „Forderungen des badischen Volkes“, welche unter
anderem Bürger- bzw. Menschenrechte, Pressefreiheit, Volksbewaffnung,
Religionsfreiheit, sowie eine Vereidigung des Militärs auf die
Verfassung beinhalteten. Einen Monat später verfassten die liberalen
Demokraten in Heppenheim ihrerseits ein ähnliches Manifest. Beide
Forderungen gelten als Vorboten für die revolutionären Ereignisse im
Großherzogthum ein Jahr später und als Wegbereiter der politischen
Ereignisse in ganz Deutschland.