Mitte des neunzehnten Jahrhunderts war ganz Europa im Wandel. Die napoleonischen Kriege hatte man kaum verarbeitet, die alten Machtverhältnisse aber schnell wieder hergestellt. Nun befanden sich die Gesellschaften innerhalb der europäischen Staaten in einem Umbruch. Die industrielle Revolution erreichte von ihrer Wiege in England den Kontinent. Industrie und Handel veränderten sich und auch die Menschen mussten sich anpassen. Viele zogen vom Land in die Städte. In nur wenigen Jahren wuchsen die Städte rapide an, es entstanden Arbeitersiedlungen in denen die Großfamilien der Tagelöhner und Fabrikarbeiter, oftmals unter fürchterlichen Bedingungen, täglich am Rande des Existenzminimums lebten.
Wohlhabende Bürger konkurrierten mit dem Adel, beanspruchten gleiche Privilegien und begannen, die von Gottes Gnaden Privilegierten in den Hintergrund zu drängen. Kapitalgesellschaften und Fabriken entstanden, Bankhäuser bestimmten oftmals die Wirtschaft, während Armenviertel in den äußeren Stadtbezirken wie Pilze aus dem Boden schossen.
Das Handwerk forderte gerechten Lohn für die geleistete Arbeit. Zwölf bis fünfzehn Stunden am Tag mussten die Menschen für einen Hungerlohn arbeiten, oftmals alle Familienmitglieder, auch die Kinder, damit Miete und Essen bezahlt werden konnten.
Eisenbahnstrecken begannen sich durch das Land zu ziehen und verbanden die Menschen mit einander. Eine Strecke, die eine Postkutsche in vier Tagen zurücklegte, schaffte man nun an einem oder zwei Tagen. Eine Reise aus dem preußischen Westfalen in die Hauptstadt Berlin war nun eine Leichtigkeit.
In den vierziger Jahren des neunzehnten
Jahrhunderts brodelte es in Preußen. Das Volk war unruhig geworden. Zu
groß waren die sozialen und politischen Missstände, die Kluft zwischen
Arm und Reich zu weit. Die Menschen hatten oftmals kaum genug Geld um
ihre Miete zu zahlen, geschweige denn Heizmaterial zu kaufen oder um das
Schulgeld für die Kinder aufbringen zu können. Wer in die Lehre gehen
wollte, der musste erst einmal das Lehrgeld zusammensparen.
Seit den
Karlsbader Beschlüssen hatte die Zensur dafür gesorgt, dass viele
Verleger und Druckereien illegal Zeitungen, Flugblätter und Bücher
veröffentlichen mussten. Gendarmen und Spitzel machten den Freidenkenden
das Leben schwer. Regierungen verboten Vereine und Clubs. Verhaftungen
und Verhöre waren an der Tagesordnung. 1830 kam es im Zuge der
französischen Juli-Revolution auch in deutschen Gebieten zu Aufständen.
Anschließend zogen die Behörden und Regierungen die Repressionen weiter
an. Demonstrationen und Aufständen in den Jahren zwischen 1830 und 1850
hatten die Herrschenden oft nur ein Mittel entgegen zu setzen: das
Militär.